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Klasse 9g besucht das Theaterstück „Türken, Feuer!“

Klasse 9g besucht das Theaterstück „Türken, Feuer!“

Es war bereits das zweite Mal, dass eine Klasse der Johannes-Gutenberg-Schule die Entstehung eines Theaterstückes des Hessischen Landestheaters Marburg als so genannte Patenklasse begleiten durfte. In diesem Jahr war es die Klasse 9g mit ihrer Klassenlehrerin Tina Haus, die das Stück „Türken, Feuer!“ von den Proben bis zur Aufführung miterleben konnte. Der abschließende Höhepunkt war nun der Besuch einer Vorstellung am Theater in Marburg.

Inhaltlich greift „Türken, Feuer!“ ein Verbrechen der jüngsten deutschen Geschichte auf, den Brandanschlag von Solingen durch jugendliche Rechtsradikale, bei dem 1993 zwei Mütter und drei Kinder türkischer Abstammung ermordet und 14 weitere Familienmitglieder zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden. 

Özlem Özgül Dündar, die Autorin des Stückes, stammt aus jener Stadt, wo dieses schreckliche Verbrechen geschah und sie war zehn Jahre alt, als das Haus in der Nachbarschaft brannte. „Türken, Feuer!“ ist eine literarische Erinnerung an den fünffachen Mord und der Versuch einer Innen-Sicht auf Frauen und Mütter in Solingen: auf die, die starben oder überlebten sowie auf eine, deren Sohn zu den Tätern gehörte.

Die Mütter ergreifen das Wort und schildern aus ihrer jeweils ganz eigenen Perspektive den Anschlag und dessen Folgen. So spricht beispielweise die Mutter des Täters über die Schwere der Tat, die der Sohn in ihr Haus gebracht hat und den wiederkehrenden Zweifeln an seiner Schuld. Dann war da noch die Mutter, die mit ihrem Kind im Arm aus dem Fenster sprang und immer wieder über den Moment des Absprungs und ihren eigenen Tod berichtet. 

Des Weiteren glaubt eine Angehörige der Opfer, täglich selbst in den Flammen zu stehen, obwohl sie den Anschlag überlebt hat. In einer endlosen Wiederholung scheinen sie in dieser Nacht gemeinsam festzustecken. Und immer wieder gibt es das Bemühen, sich zu begegnen, nicht stumm zu werden durch den Schmerz, einen Weg zueinander zu finden. Sprache und Choreografie verbinden sich letztlich zu einer Geschichte über den Tod und das gemeinsame Überleben.

In der Nachbesprechung des Theaterstücks zeigten sich die Schülerinnen und Schüler tief beeindruckt von der erlebten Aufführung und beschrieben den Abend als „emotional aufwühlend, mitreißend, merkwürdig, berührend und traurig.“ 

Lotta Seifert, die Dramaturgin des Stückes und ehemalige Schülerin der Johannes-Gutenberg-Schule, wird nun mit einigen Schauspielern zu einem intensiveren Austausch nach Ehringshausen kommen, um zusammen mit ihrer Patenklasse den Theaterabend ausführlich zu reflektieren.