„Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil …“
Wie funktioniert unsere Rechtsprechung bei Gericht? Und wer verurteilt den Angeklagten? Gerade im GL-Unterricht kamen immer wieder Fragen dieser Art auf und deshalb besuchten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9g und 9h der Johannes-Gutenberg-Schule zusammen mit ihren Lehrerinnen Bettina Haus und Anne Donsbach-Nell und ihrem Lehrer Jochen Teßmer kurz vor Schuljahresende das Amtsgericht in Dillenburg, um sich aus erster Hand zu informieren. Denn wenn jemand gegen das Gesetz vorstoßen hat und es zu einer Anklage kommt, wer bestimmt und wie wird bestimmt, ob der Angeklagte schuldig oder nicht schuldig gesprochen wird?
Wie ist der Ablauf einer Gerichtsverhandlung? Welche Parteien agieren im Gerichtssaal? Und natürlich, wer entscheidet endgültig über die Schuldfrage? Oder welche Strafe wird für eine bestimme Straftat ausgesprochen?
Da kann man im Unterricht noch so viel gehört und gelernt haben, ein außerschulischer Lernort bietet einfach immer noch mal das Quäntchen mehr und vermittelt Wissen anders und einprägsamer als es jedes Schulbuch kann.
Der Morgen des Gerichtsbesuchs startete mit einer öffentlichen Gerichtsverhandlung, die sehr realitätsnah abbildete, was im Alltag leider immer öfter vorkommt, ging es doch um Beleidigung und Bedrohung sowie letztlich um Androhung körperlicher Gewalt. Als die Anklageschrift von der Staatsanwältin vorgelesen wurde, waren die Neuntklässler schnell im Bilde, um welchen Straftatbestand es sich handelte. Spannend war es danach zu verfolgen, wie sich der Angeklagte, sein Anwalt, der Geschädigte und die Zeugen äußerten, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Schülerinnen und Schüler staunten anschließend nicht schlecht, als der Prozess völlig anders ausging, als anfangs angenommen.
Der Hinweis des Anwaltes an den Besuch aus Ehringshausen war zum Schluss für alles sehr beeindruckend: „Also überlegt euch in Zukunft gut, ob ihr euren Kumpel einfach mal so beleidigt oder beschimpft! Dies kann große und teure Konsequenzen haben.“
Informativ war dann auch das anschließende Gespräch mit dem Amtsgerichtsdirektor, das ausreichend Gelegenheit bot, sich mal zu erkundigen, inwieweit man selbst gefährdet sein könnte, um mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Beispielsweise was würde einen Jugendlichen im Falle eines frisierten Rollers oder beim Fahren unter Drogen- oder Alkoholeinfluss als Strafe erwarten oder welche Delikte finden sich später in einem polizeilichen Führungszeugnis wieder, das man bei einer Bewerbung braucht? Dargestellt wurde auch, welche anderen Jugenddelikte vor Gericht verhandelt werden und wie für verurteilte Jugendliche das Leben in den drei hessischen Jugendstrafanstalten aussieht.
Zum Abschluss besichtigten alle noch die „Zelle“ im Keller, in denen Personen, die wegen schwerer Straftaten angeklagt werden, auch schon mal während Verhandlungspausen einsitzen können.
Zum Schluss waren sich alle einig, dass diese Exkursion ein spannender und sehr informativer außerschulischer Unterrichtstag am Gericht war. Denn nachdem im GL-Unterricht die Gewaltenteilung und ihre Organe theoretisch immer wieder besprochen wurden, war es doch sehr interessant, mitzuerleben, wie dies im realen Leben umgesetzt wird. Mit viel Input über unsere Justitia ging es dann wieder zurück nach Ehringshausen, gestärkt im Glauben an die Gerechtigkeit.